Gästeabend am Freitag, dem 21. Januar 2022 – „Wir von morgen“

Liebe Gäste, geliebte Brüder, das Thema meines Vortrages lautet: “Wir von morgen”

Liebe Gäste und Brüder, dieser Vortrag befasst sich mit der Gesellschaft
von morgen.
Also nicht gleich morgen früh, sondern in der nahen Zukunft.
Wie nah, kann ich ihnen nicht sagen.
Das „Wir“ im Titel sind wir alle. Sie, Du und ich. Wir alle werden hoffentlich
in dieser Zukunft leben. Wir alle dürfen sie, die Zukunft, hoffentlich
mitgestalten. Und wir alle müssen akzeptieren, dass sie sich grundlegend
wandeln wird.
Denn eins dürfte einigen Menschen bereits klar sein: Ein „Weiter so“ ist
keine Option für die Zukunft. Und auch alternativlos ist nichts auf der Welt.
Für die Zukunft benötigen wir Menschen, die sich einbringen wollen, die
etwas gestalten wollen. Menschen, die über den berühmten Tellerrand
schauen und vielleicht auch neue, verrückte Ideen und viel Phantasie. All
das brauchen wir, niemand sollte sich dabei ausschließen. Wir müssen so
viel neu gestalten, da sollte jede Erfahrung zählen.
Und welche Erkenntnis benötigen wir? Auch jede. Es gibt keine unnötige
Erkenntnis. Doch eine Erkenntnis ist nach meinem Empfinden die
wichtigste: Das Glück eines jeden Menschen muss im Mittelpunkt dieser
Entwicklung stehen.
Doch wozu das Ganze?

Die Welt um uns herum verändert sich schon. Mit dem Handy wurde eine
Entwicklung beschleunigt, die wir scheinbar nicht mehr aufhalten können.
KI ist das Thema unserer Zukunft. Momentan gibt es nur die schwache KI,
die aus großen Datenmengen Rückschlüsse zieht, nach denen der
Mensch suchen lässt. Ob wir jemals eine starke KI erzeugen können, die
selbständig denken kann, wird sich zeigen.
Doch all diese Themen sind wichtige Schwerpunktthemen für die Zukunft.
Wir werden erleben, wie sich die Entwicklung noch weiter beschleunigt.
Wir sind schon mittendrin. Berufe werden sich verändern, aber auch
wegfallen. Es ist nicht mehr so, dass es dann für jeden einen anderen
Beruf geben wird.
Die Automatisierung wird weitergehen. Und kein Berufszweig ist vor ihr
sicher.
Und hier sollten wir bereits heute beginnen, uns Gedanken darüber zu
machen, wie unsere Gesellschaft sein soll, wenn 20%, 30% oder vielleicht
70% keine Arbeit mehr haben werden. Wir stehen vor großen
Herausforderungen mit Lebenssituationen, die bisher nicht bekannt sind
und von deren Auswirkungen wir keine Informationen haben.
Was wir brauchen ist eine neue Ordnung, vielleicht eine neue
Weltordnung. Denn ein „Weiter so“ ist immer noch keine Option.
Ich könnte mich jetzt zurücklehnen und sagen: „Mich wird das nicht mehr
betreffen!“. Vielleicht.

Vielleicht schafft es die Medizin, dass ich 150 Jahre und älter werden kann,
dank lauter kleiner Bauteile in meinem Körper, die alles überwachen und
reparieren. Wie wird es dann sein, wenn ich mit 145 Jahren auf einem
Gästeabend mit 30-Jährigen zusammensitze? Kann ich mich noch an
meine Jugend erinnern? Verstehe ich ihre Themen noch? Haben wir noch
die gleiche Sprache? All diese Fragen sind heute nicht zu beantworten, da
niemand sagen kann, wie sich die Gesellschaft entwickeln wird.
Oder sind es gerade die Freimaurerlogen, die den Menschen Halt geben
und ihrem Leben einen Sinn? Vielleicht müssen wir darüber nachdenken,
unser soziales Engagement noch zu erweitern und der Menschheit eine
Perspektive geben.
Denn wahrscheinlich sind es die gleichen Menschen wie heute mit einer
Lebensgeschichte, mit Einstellungen, Interpretationsmustern, Illusionen (z.
B. Religionen), die Sicherheit suchen und Wünsche haben, die aber
vielleicht auch Angst vor dieser Zukunft haben.
Vieles wird neu oder anders sein. Unsere Kinder werden damit
aufwachsen, wir werden uns daran gewöhnen müssen. So war es immer.
Es wird Menschen mit Berufen geben, und andere werden in ihrem Leben
vielleicht nie arbeiten müssen oder dürfen. Aber beide haben ein Recht
auf ein Leben in Würde. Wir müssen ein Gesellschaftsmodell finden, dass
unser Zusammenleben gewährleistet.

Müssen wir noch mobil sein oder ist das Home-Office die Arbeitsstätte der
Zukunft?
Reisen wir noch oder setzen wir uns zur Erholung die VR-Brille auf?
Was kann die Medizin alles in Zukunft? Werden wir mit Big Data in der
Lage sein, jede Krankheit zu besiegen? Werden 3D-Drucker neue
Knochen und Organe drucken?
Und schaffen wir es endlich, statt Waffen zu bauen das Geld für die
Gesellschaft zu verwenden? Schaffen wir Frieden auf der Welt und ein
Leben in Würde für alle Menschen?
Liebe Gäste, liebe Brüder, ihr seht, es gibt viele Fragen, die eine Antwort
benötigen. Davor aber auch schon Gedanken, wie es sein könnte.
Ich freue mich auf die Zukunft. Vielleicht auch, weil ich Veränderungen
mag, die hoffentlich Änderungen zum Guten sind.
Ich würde mich als ersten Schritt über ein Grundeinkommen für alle
Menschen freuen, damit sich jeder Mensch an der Gesellschaft beteiligen
kann. Und vielleicht ist selbst das nicht nötig, wenn wir eine Welt ohne
Geld aufbauen könnten. Dann wächst vielleicht der soziale
Zusammenhalt, weil wir wieder zu tauschen beginnen und jeder jedem
hilft.
Vielleicht sollten wir dann auch keine anonymen kilometerhohen
Lebenstürme bauen, in denen Millionen Menschen leben können ohne
jemals den Turm zu verlassen. Solche Visionen gibt es schon von den
Architekten.
Vielleicht ist aber gerade das gegenteilige Modell viel sinnvoller, in denen
kleine Orte gestärkt werden, in denen die oben beschriebene Gesellschaft
möglich ist.

Und vielleicht ist in diesen Orten kein Auto mehr nötig, weil die
Versorgung unterirdisch erfolgt und nur eine Seilbahn die Verbindung zur
nächsten Stadt ist.
Bei all dem müssen wir klären, was für uns der Sinn des Lebens ist, wenn
wir nicht mehr, so wie jetzt, arbeiten müssen. Vielleicht legen wir einen
Garten an, um uns zu versorgen? Vielleicht werden wir Lehrer? Oder
Philosophen?

Vielleicht wird eine Freimaurerloge so etwas wie eine Philosophieschule,
wie sie im alten Griechenland bereits existiert hat.
Unser Leben muss nachhaltiger werden. Vielleicht werden wir auf vieles
verzichten, was dann seinen Sinn verloren hat. Vielleicht wollen wir es
aber auch nicht mehr haben. Vielleicht teilen wir viel mehr mit unseren
Mitmenschen.
Alle Entwicklungen müssen sich daran orientieren, was wir wirklich
brauchen. Wir müssen aber bei der Ausrichtung an die Würde eines jeden
Menschen denken, ob wir dürfen was wir können. Und auch die Frage, ob
wir es beherrschen können, ist zu beantworten. Es muss einfach erkannt
werden, dass nichts wichtiger ist als der Mensch.
Für die Freimaurerei könnte sich in der Zukunft vieles ändern. Wenn wir
es wollen. Ich für meinen Teil will es.
Wir müssen neue Wege gehen, offener werden. Denn wir kämpfen für
eine offene Gesellschaft und verschließen unsere Türen. Wozu?

Wir müssen unsere Ziele klar verständlich machen und erweitern. Denn z.
B. Nachhaltigkeit ist bisher kein genanntes Ziel in unserm Bund.
Vielleicht müssen wir die Logen für viel mehr Menschen öffnen, die ohne
Arbeit einen Sinn suchen. Wieviele es werden? Wir werden es erleben.
Wir müssen endlich handeln. Schön diskutieren ist eins. Doch das Leben
ist vor dem Tor der Loge, und das müssen wir mitgestalten. Unsere Ideale
können eine neue Gesellschaft mit voranbringen. Mischen wir uns also
ein. Erheben wir uns und gestalten die Welt.
Liebe Gäste und Brüder, ich frage Sie und Euch: Was erwarten wir ihrer
Meinung nach von der Zukunft. Sind Sie bereit für neue Wege und
Herausforderungen?
Liebe Gäste, geliebte Brüder, mein Vortrag ist beendet. Ich hoffe, es wird eine offen geführte
Diskussion, die uns Wege in die Zukunft zeigt.