Gästeabend am Freitag, dem 27. Mai 2022 – „Was ist für mich Freimaurerei – Ritual, Gespräch oder Geselligkeit“

Bruder 1: Gespräch
Liebe Brüder, liebe Gäste:
Was ist für mich Freimaurerei?

Freimaurerei ist für mich eine Persönlichkeitsschule. In einer Loge kann ich meine
Individualität ausleben. In der Freimaurerei herrschen Leitgedanken wie Toleranz,
Menschlichkeit und Gerechtigkeit, nur um ein paar Punkte zu nennen. Mit diesen Werten
identifizieren ich mich. Durch Gespräche und Vorträge verinnerlichen wir diese Werte und
bekommen immer wieder neue Sichtweisen präsentiert. Das ist Spannend! Auch
philosophische Themen werden erläutert, was mein persönliches Steckenpferd ist. Mein
Highlight ist das monatliche Ritual, was in mir eine tiefe Zufriedenheit erzeugt! Dieses
Zusammenleben und Zusammenwirkens in einer Loge unter den Brüder, bedeutet auch,
sich als Person mal zurück zunehmen und andere Meinungen zu akzeptieren und zu
reflektieren. Sich zu hinterfragen in seinem Verhalten oder Handlungen. Dieses sind alles
Punkte, was der Freimaurer mit „an seinem Stein“ arbeiten nennt.

Ich möchte in diesen Zusammenhang Voltaire zitieren:
„Mein Herr, ich teile ihre Meinung nicht, aber ich würde mein Leben dafür
einsetzten, dass Sie sie äußern dürfen.“
Egoismus hat keinen Platz in der Loge. Auch das Vertrauen untereinander ist mir sehr
wichtig. Wenn ich einen Rat benötige, ist immer ein Bruder zur Stelle und hilft einen.
Freimaurerei öffneten mir auch Wege, Menschen kennen zu lernen, die ich so nie
getroffen hätte in meinem Leben.
Dieses Arbeiten an seiner Persönlichkeit …..
ist ein nie endender Weg.
Ich konnte nur einen Teil meiner persönlichen Freimaurerei erläutern…. vieles ist in
meinem Inneren, was ich nicht in Worte fassen kann, weil man es nur selbst erleben kann!

Bruder 2: Ritual
Liebe Gäste, liebe Brüder,
“Was ist für Mich Freimaurerei – Ritual”
was ist für mich Freimaurerei?
Für mich ist Freimaurerei in der Hauptsache Ritual und die Beschäftigung mit diesem.
Denn Rituale geben uns Sicherheit. Dazu gehört für mich auch die Herkunft und die
Versionen aus der Vergangenheit, da sie oft das Verständnis vertiefen und neue
Erkenntnisse und Symbole aufzeigen.
Ich muss aber auch gestehen, das war nicht immer so.
Als ich 2008 Freimaurer wurde, hatte ich keine Vorstellung eines Rituals und auch keinen
Bezug dazu.
Vor meiner Aufnahme nahm mich mein Bürge zur Seite und sagte mir, dass ich den
Menschen vertrauen soll, die sich um mich kümmern werden. Alles weitere würde sich
dann ergeben.
Und so war es.

Doch schnell kam eine andere Eigenschaft von mir dazu. Ich wurde verbissener. Ich
konnte nicht akzeptieren und verstehen, warum nicht alle soviel Sorgfalt an den Tag
legten, wie es das Ritual nach meinem Verständnis verdient hat.
So führte ich im Kopf Listen mit Fehlern und sprach diese anschließend an. Nur leider
schienen die Brüder meine Besessenheit nicht zu interessieren.
Zusätzlich schrieb ich Vorträge, um auf die Wichtigkeit der Rituale und deren korrekte
Inszenierung hinzuweisen. Doch auch das hatte keine Wirkung. Zu oft hörte ich Sätze wie
“Es war immer so” oder “Es muss doch Spaß machen”.
So vergingen die Jahre und ich wurde gelassener. Heute kann auch ich die Rituale
genießen. Ich lasse “Fehler” “Fehler” sein und erfreue mich des Rituals. Und ich freue
mich immer wieder, wenn Brüder anders sprechen, weil mir dadurch alltäglich Bekanntes
im Ritual wieder auffällt und ich darüber nachdenken kann.
Das Wissen um unser Ritual habe ich in Schulungen für junge Brüder eingewebt. Dazu
gehören die Inhalte der aktuellen Rituale und teilweise das Wissen der Vergangenheit. So
ergibt sich für mich ein gesunder Rahmen.
Heute schaffe ich es in einem Ritual, zur Ruhe zu kommen und mein Gehirn anzuregen.
Ich habe meinen Weg in der Freimaurerei gefunden, und der ist sehr eng mit dem Ritual
verbunden, denn dadurch ergaben sich auch für Bruder- und Gästeabende positive
Ergebnisse und Erkenntnisse.

Rituale steuern unser Leben. Und so auch für mich die Freimaurerei. Sie geben uns einen
Rahmen und einen strukturierten Ablauf. Sie geben mir im besonderen Freiheit im
Denken. Und sie geben dieser Loge eine Basis für die weiter Arbeit an den normalen
Logenabenden und an Abenden wie dieser Gästeabend.

Liebe Gäste, liebe Brüder, das ist für mich Freimaurerei.
Ich hoffe ich habe die Gäste jetzt neugierig auf unser Ritual gemacht, und vielleicht auch
einen Bruder. Und vielleicht teilt dann einer der neuen Gäste oder einer der Brüder meine
Vorliebe für das Ritual.