Der Vortragende stellte die unterschiedliche Beurteilung Johann Gottfried von Herders in der früheren Forschung vor, um dann den humanistischen Weltbürger und Begründer eines modernen Kulturbegriffs in den Mittelpunkt zu stellen. Die Diskussion beschäftigte sich besonders mit dem Spannungsverhältnis von Partikularismus und Universalismus in seinen Werken „Ideen zur Philosophie der Geschichte der Menschheit“, „Briefe zur Beförderung der Humanität“ und seiner Halbjahresschrift „Adrastea“. Aus heutiger Sicht diesen Theologen, Glaubensphilosophen und Dichter als jeweilig eindeutig relativistischen, pluralistischen oder universalistischen Denker bewerten zu wollen, wird ihm nicht gerecht. Herders Bild vom Menschen als kulturelles Wesen und sein offener Humanitätsbegriff lässt viele Lebensentwürfe zu. Sie stehen gleichberechtigt nebeneinander in einem Traditionszusammenhang, der die Gesamtheit der gesellschaftlichen, politischen und künstlerischen Lebensumstände eines jeden Volkes auf dieser Welt umfasst.
sapere aude!
Literaturhinweis: Anne Löchte: Johann Gottfried Herder. Kulturtheorie und Humanitätsidee der Ideen, Humanitätsbriefe und Adrastea = Epistemata. Würzburger Wissenschaftliche Schriften. Reihe Literaturwissenschaft, Band 540), Würzburg 2005