Wer wir sind und was wir wollen.
Liebe Gäste und liebe Brüder, mit diesem Vortrag möchte ich gern erreichen, dass
Interessierte nötige Antworten erhalten aus Fragen, die Sie schon immer gern
beantwortet haben wollten. Es soll wenn’s nach mir geht, in mehreren Schritten erfolgen:
Erstens halten wir, wie gewöhnlich einen Einführungsvortrag, der dazu dient, das
Thema einzugrenzen und Informationen zu verteilen. Zweitens, werden wir dann Zeit
nutzen um Verständnisfragen zu stellen und zu beantworten und drittens, werden wir
dann in der, den Freimaurern eigenen Art, die Dinge diskutieren und unsere
Meinungen ehrlich auszutauschen.
In meinem Einführungsvortrag möchte ich etwas über unsere Loge sagen, die
Freimaurerei im Allgemeinen und Ihre Ziele. Den Zustand der Freimaurerei in
Deutschland und Ihre Organisation. Mit einem Blick auf die Welt fortfahren und zum
Schluss was wir und zu guter Letzt auch ich freimaurerisch tun und warum. Damit soll
dann dieser Vortrag schließen.
Unsere Loge.
Wir sind ein eingetragener Verein, der seit 2013 existiert. Seit dieser Zeit tragen wir den
Namen „sapere aude“ nach dem Verständnis von dem Philosophen Emmanuel Kant
„Habe Mut, Dich Deines eigenen Verstandes zu bedienen!“ („ Habe Mut weise zu
sein.“) Heute haben wir 23 Mitglieder. Männliche Mitglieder, möchte ich gleich
bemerken; denn wir sind ein Männerbund. Unser Durchschnittsalter ist über 50. Und
beruflich sind wir auch ziemlich verteilt (Physik, Elektronik, Kunst, Handwerk, Industrie,
Jura usw. und eine Menge Rentner auch). Gerade das Buntgemischte ist das
Zeichen unserer Loge und macht den Meisten auch erheblichen Spaß im
Zusammensein. Wir treffen uns jeden Freitag und haben einen Kalender, wir sagen
Arbeitskalender, den wir zwei Mal im Jahr für das dann bevorstehende Halbjahr
gemeinsam aufstellen. Im Juli und August eines jeden Jahres haben wir die
sogenannten Logenferien, in denen sich unser Zusammensein auf ein oder zwei
Ereignisse (Grillen, gemeinsam Essen) beschränkt. Wir zahlen einen monatlichen
Beitrag zu unserem Verein, der im Moment 25 €/Mo. beträgt.
Die Freimaurerei im Allgemeinen.
Das Wesen des Freimaurerbundes besteht in der Einheit von leitender Idee,
tragender brüderlicher Gemeinschaft und vertiefendem symbolischem Erlebnis. Als
Glieder eines ethischen Bundes treten die Freimaurer für Menschlichkeit,
Brüderlichkeit, Toleranz, Friedensliebe und soziale Gerechtigkeit ein. Als Gemeinschaft
brüderlich verbundener Menschen ist die Loge Übungsstätte dieser Werte. Als
Symbolbund dient die Freimaurerei der Verinnerlichung von Idee und Gemeinschaft.
Hierin liegt ihre Besonderheit gegenüber allen anderen Zusammenschlüssen mit
verwandten Zielen.
Wie immer man die alte und stets neue Frage: Was ist Freimaurerei? beantwortet,
wichtig ist, den Freimaurerbund als Einheit von Idee, Gemeinschaft und
symbolischem Ausdruck zu begreifen. Diese Vielgestaltigkeit des Bundes erlaubt den
menschlichen Neigungen unterschiedliche Zugangsmöglichkeiten. So mag der eine
mehr von lebendiger geistiger Auseinandersetzung angezogen werden, der andere
in der menschlichen Gemeinsamkeit der Loge das Wesentliche sehen, und der dritte
schließlich in Symbol und Brauchtum das Zentrum des Bundes erleben.
Erfüllte Freimaurerei verwirklicht sich allerdings nur im Zusammenspiel aller ihrer Elemente.
Ziele Der Freimaurerei.
Freimaurerei ist weder Religion noch Kirche. Sie will vielmehr Menschen der
verschiedensten Weltanschauungen und religiösen Überzeugungen im Bewusstsein
verbindender Werte auf der Grundlage einer gemeinsamen Symbolsprache
zusammenschließen. Die Zugehörigkeit zu einer Konfessionsgemeinschaft hindert die
Mitgliedschaft im Freimaurerbund nicht.
Das freimaurerische Ritual vermittelt Erfahrungen, die über das Alltagsleben
hinausgehen. Dennoch ist seine Wirkung rein psychisch und nicht übersinnlich oder
gar magisch zu erklären. Die Freimaurerei beruht auf einer religiösen Grundlage,
insofern sie der Stellung des Menschen in der Welt und seiner Beziehung zur
Transzendenz in ihrem Brauchtum sinnlichen Ausdruck gibt. Dennoch ist die
Freimaurerei keine Religionsgemeinschaft. Sie kennt keine Dogmen und lässt jeder
individuellen Überzeugung Raum. Der konfessionell gebundene Freimaurer erfährt in
der Loge keine Verachtung seines Glaubens, und die enge Begegnung mit
Andersdenkenden braucht ihn nicht zu verunsichern. Um dies sicherzustellen, sind
Streitereien über konfessionelle und über politische Fragen im Freimaurerbund nicht
gestattet.
Freimaurerei und Kirchen handeln beide von immateriellen Werten. Gleichwohl
befindet sich der Freimaurerbund nicht in einer Konkurrenzsituation zu den Kirchen.
Die von der Großloge der A.F.u.A.M. von Deutschland vertretene Freimaurerei
enthält sich jeder Jenseitsorientierung und bezieht sich nur auf das diesseitige
menschliche Handeln. Die Freimaurerei ist kein Geheimbund. Geschichte, Wesen,
Ziele, Satzung und Namen der Vorstände von Großloge und Logen sind öffentlich
zugänglich. Selbst die Rituale sind oft publiziert worden. Trotzdem halten die
Freimaurer an der Verschwiegenheit über die Einzelheiten ihres Brauchtums fest.
Dieses Schweigen schützt das Erlebnis und stiftet Vertrauen.
Zustand und Organisation der Freimaurerei in Deutschland.
Die über 15300 deutschen Freimaurer sind in 5 Großlogen organisiert. Insgesamt
existieren unter diesen fünf Großlogen etwa 500 lokale Logen organisiert in
eingetragenen Vereinen.
Die Großlogen sind:
– Alte Freie und Angenommene Maurer von Deutschland (GL AFuAMvD)
– die Große Landesloge der Freimaurer von Deutschland /
Freimaurerorden (GLLFvD / FO)
– die Große National-Mutterloge „Zu den drei Weltkugeln“ (GNML 3WK)
– die American Canadian Grand Lodge (ACGL)
– die Grand Lodge of British Freemasonry in Germany (GL BFG)
Weiterhin existieren in Deutschland noch freimaurerische Ableger wie Die
Frauengroßloge mit Ihren lokalen Logen und zwei Gemischte Großlogen „Humanitas“
mit den lokalen Logenorganisationen.
Blick auf die Welt der Freimaurerei in der Weltweit.
Die Freimaurerei ist auf der gesamten Welt verbreitet. Es sind mit Sicherheit Millionen
Mitglieder. In den einzelnen Erdteilen und Ländern ist die Dichte unterschiedlich. Dies
Gründet sich auf die Historie und ist entscheidend ob es bei der Duldung der
Regierungen gegenüber den Freimaurern Friktionen oder Verbote gegeben hat. So
wie in Deutschland ab 1935 oder in der DDR ab 1949. Oder in der Volksrepublik
China, wo nicht bekannt ist ob es Freimaurer gibt, allerdings gibt es in Taiwan sowohl
eine Großloge wie lokale Freimaurerei. Auch in Cuba, einer sogenannten
sozialistischen Republik gibt es enorm viele Freimaurer, denen es nach Erzählungen
sehr gut geht und die von den Offizialstellen akzeptiert werden.
Was ich und meine Brüder tun.
Wir arbeiten auf dem einmal eingeschlagenen Weg des ständigen arbeiten an uns
selbst. Dies ist nicht einfach aber lohnt sich. Gerade in einer Zeit, in der
Menschlichkeit immer mehr in den Hintergrund rückt. In einer Zeit, in der das
Mitgefühl Verloren gegangen scheint. In einer Zeit in der die Menschen hypnotisch
auf ihr Smartphone schauen und das Wirken um sie her gar nicht mehr erfassen. In
einer Zeit, in der Umgangsformen scheinbar abgeschafft wurden. Sie brauchen sich
nur einmal in unseren Straßen bewegen, dann wissen sie was gemeint ist. So ist es
umso wertvoller, einen Hort zu haben, in dem Menschlichkeit noch gelebt wird. Und
dieser Hort ist unsere Loge.
Was uns erfolgreich macht ist eine Lebensart, die der Großredner unserer Großloge
2018 (Hans-Hermann Höhmann) aus meiner Sicht treffend formulierte:
Eine erfolgreiche Freimaurerei lebt nun weitgehend von den Logen, die die
zukunftsfähigen Strukturelemente der Freimaurerei überzeugend verkörpern, wo –
salopp gesagt – das heute und morgen gesellschaftlich wirksame Angebot stimmt.
Wo es Freimaurer gibt, die der suchende gern zu Freunden haben möchte; wo die
Loge als Logengruppe so attraktiv ist, dass der Suchende gern dazu gehören würde,
und wo die Originalität der praktizierten freimaurerischen Konzepte den Suchenden
sagen lässt: „Dass überzeugt mich, das passt in die Zeit und es vermittelt meinem
Leben Sinn.“ Zitat Ende.
Solch eine Loge hoffen wir zu sein und zu bleiben.
Ich danke Ihnen, liebe Gäste und Euch, meine Brüder für die Aufmerksamkeit und
freue mich nun auf die Verständnisfragen bzw. auf die Diskussionsbeiträge.
