Liebe Gäste, liebe Brüder alle,
mit meinem kleinen Vortrag „Ich-Freimaurer !?“ möchte ich Euch
erzählen, wie ich zur Freimaurerei gekommen bin.
Wie Ihr inzwischen wisst bin ich Berliner. Ich glaube man hört es auch
noch. Bevor ich jedoch zu meinem Thema komme, muss ich etwas
ausholen und von meinem Leben in Berlin „before the fact“ sprechen.
In den 70er Jahren (ich weiß, das ist schon etwas her) war ich beruflich
tätig als kaufmännischer Leiter oder auch Controller in einem elektro-
technischen Betrieb mit rund 3.500 Mitarbeitern. Unsere Produktpalette
reichte von TV-Sendern bis über Geräte für den Richtfunkweitverkehr,
Einrichtungen für Postämter, Funkgeräte, Telefongeräte, Münzfernsprecher
usw.. Dazu berichteten die Controller der Werke in Dortmund und Altena
an mich. Ich will hier nicht angeben, sondern nur verdeutlichen, dass ich
beruflich ganz schön im Einsatz war.
Zusätzlich hatte der Senat von Berlin mich als ehrenamtlicher Richter an
den Finanz- und Sozialgerichten berufen. Dazu kam noch ein Gremium
beim Senat von Berlin zur Unterstützung in wirtschaftlichen Fragen.
Das sollte eigentlich ausreichen um einen Menschen auszulasten und
das war ich auch. Ein Achtstundentag war für mich Utopie. Trotzdem war
ich zufrieden und habe die Aufgaben mit Freude ausgeführt. Ich habe
eigentlich nichts vermisst.
Eines schönen Tages kam mein Freund auf mich zu und sagte nach einem
längeren Gespräch sinngemäß „ich würde, so glaubte er“ einen guten
Freimaurer abgeben. Er lud mich zu einem Gästeabend in seine Loge ein.
Ich muss sagen, es war mir völlig unbekannt, dass mein Freund ein
Freimaurer war. Dazu muss ich gestehen, dass ich auch nur sehr wenig
über die Freimaurerei wusste.
In der damaligen Zeit gab leider wenig über die Freimaurerei zu lesen oder
Lektüre zu beschaffen. Das Internet, das heute über alles und jedes infor-
miert, gab es in der Form auch noch nicht. So blieben fast nur die
Informationen , die ich von meinem Freund erhielt, die aber, wie ich heute
weiß, natürlich nicht so umfangreich sein konnten.
Dann dachte ich, du bist doch beruflich so eingebunden, wie sollst du die
nötige Zeit dafür auf die Reihe bringen ? Zusätzlich hatte ich ja auch eine
Familie und zwei Söhne, die mich brauchten.
Es war mir klar, dass ich die ganze Sache zuerst mit meiner Frau
besprechen musste. Ich erinnere mich, dass ich ein wenig Bammel hatte.
War ich doch durch meinen Beruf schon oft genug nicht zuhause und das
manchmal für längere Zeit. Rückblickend muss ich heute sagen, dass
meine Frau mir immer den Rücken freigehalten hat. Und so war es auch
diesmal. Abschließend sagte sie, wenn ich dazu Lust hätte, spräche doch
nichts dagegen und ich würde das schon meistern.
Und so nahm das Schicksal seinen Lauf.
Also ging ich zu den Gästeabenden. Damit hat sich mir eine ganz andere
Welt erschlossen. Dieses Zusammensein mit den Brüdern hat mich berührt
und bereichert. Ich habe mich am Ende eines Gästeabend schon auf den
nächsten gefreut. Und zeitlich habe ich es einigermaßen hinbekommen.
Nach einiger Zeit habe ich den Antrag zur Aufnahme in die Johannisloge
„Zur Treue“ im Orient Berlin der 3WK gestellt. Den Besuch der
Prüfungskommission habe ich auch überstanden. Und so wurde ich am
2.2.1978 als Lehrling in meine Loge „Zur Treue“ aufgenommen.
Ach, eins habe ich noch vergessen. Mein Proponent oder auch Bürge war
mein Freund.
Wie Ihr wahrscheinlich gemerkt habt, habe ich das Wort „Suchender“
nicht benutzt. Das hat seinen Grund. Ich habe bis zu den Gästeabenden
nichts gesucht, weil ich in meinen Augen bereits ein gutes, erfülltes Leben
gehabt hatte.
Nun meine Frage an Euch meine lieben Brüder: Muss ein Mann vorher ein
Suchender gewesen sein um Freimaurer zu werden oder zu sein ?
Ich habe dafür noch keine Antwort gefunden.
Damit ist mein Vortrag beendet.
Ich freue mich Eure Meinung darüber zu hören.