Sehr geehrte Gäste, liebe Brüder,
meinem Vortrag habe ich den Namen “Auf der Suche nach …” gegeben.
Ich hoffe Sie suchen wirklich. Denn, ohne Suche fehlt der Antrieb.
Das sie hier auf dem Gästeabend einer Loge sind, wissen Sie.
Was Sie suchen, wissen Sie vielleicht auch. Was die Freimaurerei will, kann man auf vielen Seiten im Internet
und/oder für die Älteren auch in unzähligen Büchern nachlesen.
Doch Vieles wird auch nicht berichtet. Und warum. Wir sind verschwiegen und
erzählen nicht jedem Alles, was er nicht wissen muss. Wer zu uns und mit uns gehen
will, muss uns Suchen. Das ist in der heutigen Zeit dank Internet leicht möglich, zwei,
drei Suchbegriffe und schon findet man bei uns Ostwestfalen-Lippe und die
Freimaurerei. Soweit nicht schwierig.
Der nächste Schritt, den Sekretär anzuschreiben, dank eingebauter Funktion auf der
Web-Site unproblematisch. Und man bekommt sogar eine Antwort.
Doch manchmal will man vorher mit Ihnen sprechen. Sieh an. Wenn man sich
interessiert gezeigt hat gibt der befragende Mann, ein echter Freimaurer, dem Sekretär
Bescheid und dieser lädt einen zum nächsten Gästeabend ein.
Und da sitzen Sie nun, vielleicht auch schon zum wiederholten mal?
Und nun?
Ist unsere Gruppe das, was Sie gesucht haben?
Was haben Sie gesucht? Menschen, Wahrheit, Licht, Sich selbst?
Gehen wir die Punkte einzeln durch.
Menschen
Davon hat die Freimaurerei viele. Sie sind alle verschieden, haben fast alle eine
eigene Meinung, beschäftigen sich gerne mit neuen Themen, geben ihr Wissen gerne
weiter. Jeder hat seine Geschichte, seinen Weg. Und jeder nimmt das Gehörte mit.
Aber wir sind auch Spiegel und Beobachter. Jeder kann sich an jeden wenden, mit
egal was. Und dazu dient unsere Verschwiegenheit. Tratsch ist deshalb nicht
gewünscht, hier wird Vertrauen gegeben und erwartet.
Diese vielen Menschen, wir nennen Sie Brüder, sind auch der Grund, warum wir
niemanden am ersten Abend aufnehmen. Auch wir wollen jeden Gast kennen lernen.
Oder haben Sie sich noch nicht darüber gewundert, dass fast immer jemand anderes
neben ihnen sitzt?
So ist das mit uns. Wir wollen sie adoptieren, und da passen nur einige Menschen als
zukünftige Brüder dazu.
Wahrheit
Wenn Sie von uns eine absolute Wahrheit erwarten, sind Sie leider umsonst
hergekommen. Die finden Sie bei uns nicht. Sie glauben mir nicht?
Beispiel mit vier Brüdern und dem Doppelbogen
Alle haben die Wahrheit gesagt. Und doch war sie immer anders. Für das Absolute,
das Dogma eignet sich unsere Wahrheit nicht. Auch Sie geben uns mit jeder Ihrer
Äußerung wieder einen Mosaikstein für unsere Wahrheit.
Auch Sie werden sich Ihre Wahrheit selber erarbeiten müssen. Wir stehen Ihnen dabei
gerne mit Wissen und den unterschiedlichen Ansichten zur Verfügung. Was Sie sich
davon annehmen, ist Ihnen überlassen. Hauptsache Ihr Gesamtbild der Welt passt für
Sie. Wir, die wir dann vielleicht Ihre Brüder sind, geben gerne, spiegeln Ihnen aber
auch schon mal Ihre Macken wieder. Abklopfen dürfen Sie diese dann selber, und
glauben Sie mir, wirklich nur Sie. Dies erfolgt mit dem symbolischen Spitzhammer am
rauen Stein, dem Menschen, und damit Sie. Sie sind uns in dieser Beziehung nicht
egal, aber mein Spitzhammer bzw. unsere Spitzhämmer, will und wollen bestimmt
etwas Anderes als Ihrer.
Sie sehen, Wahrheit ist schön, wenn man eine hat. Aber sie ist leider auch nur mit
begrenzter Reichweite gültig.
Nur einen Tipp kann ich Ihnen geben: glauben Sie keinem, der Ihnen die absolute
Wahrheit verkaufen will. Davon hat es schon viele gegeben und gibt sie immer noch.
Licht
Es gibt viele Begriffe was wir suchen. Eine der meistgenannten ist die Suche nach
dem Licht. (Licht ausmachen, Kerze anzünden.)
Sie sehen, wenn einer ein Licht anzündet, kann man sich daran orientieren. Doch das
wäre zu einfach. Sie sollen ja nicht jedem Licht entgegenlaufen. So mancher stand
dabei plötzlich vor einer Lok oder dem leeren Kühlschrank.
Sie sollen das Licht suchen. Das ist in einem dunklen Raum, in dem man sich nicht
auskennt, annähernd unmöglich. Suchen sie mal in einer fussballplatzgrossen Halle
eine Kerze und Streichhölzer, wenn sie nichts sehen. Sie werden sich schwer tuen.
Und dann kommen wir und erzählen Ihnen, dass das Licht in einem selber ist. Jetzt
könnten Sie sagen, dann sieht es doch keiner. Und genau das ist es.
Alles was sie ändern können sind sie selber. Doch dazu müssen Sie in sich hören und
sich orientieren.
Sich selbst
Und damit sind wir am Punkt „Sich selbst“ angekommen. Nach einem mehr oder
weniger langen Weg finden Sie keinen Reichtum, keine Ehrungen, kein
Karrierenetzwerk, wenigstens nicht so, wie es allgemein verstanden wird.
Bei uns werden Sie zum Individuum. Ein positives, vorbildliches Individuum, das sich
besser kennt, das nur an sich arbeitet und nie andere bearbeitet. Und das sein
Wissen gerne weitergibt.
Denn Freimaurerei ist ein System zur Eigenbildung, bitte nicht mit Einbildung
verwechseln. Es ist ein System zur Aus-, Fort- und Weiterbildung. Die Energie dazu
müssen Sie aufbringen, egal ob sie zuhören oder selber vortragen und die Menschen
um sie herum bereichern.
Diese Arbeit an sich selbst ist schwerer als alles was sie kennen. Sie glauben gar
nicht, was Ihr Gehirn alles unternimmt, um seine Ruhe zu haben. Alte Muster müssen
bestätigt werden. Darauf ist unser Gehirn spezialisiert. Sich selbst in Frage zu stellen
und dann auch noch Eigenheiten verändern ist nicht unbedingt durch die Evolution
vorgesehen worden.
Sie werden vielleicht ruhiger werden, bedachter. Sie sagen nichts, wenn Sie nichts zu
sagen haben. Und auch Schnellschüsse werden sie vielleicht ausbremsen.
Beobachten und Zuhören werden wichtiger. Vertrauen und Respekt für jeden Bruder,
hier, in der Region, weltweit. Sie werden vielen Freimaurern begegnen. Alle auf ihrem
Weg, mit ihrer Geschwindigkeit.
Nehmen Sie sich Zeit. Lernen Sie sich kennen und auch schätzen. Entscheiden Sie,
wohin sie gehen wollen und wozu Sie das auf sich nehmen wollen. Wenn sie das
wissen, wissen Sie schon mehr als 80 % ihrer Spezies. Und dann gehen Sie los.
Immer weiter, denn Ihr Weg hat kein festes Ziel.
Wenn sie dazu bereit sind, sind Sie hier richtig. Auch wir haben so angefangen. Sich
selbst zu kennen, sich selbst bewusst sein, dass ist ein Licht, das Sie überall
hinbringen kann.
Arbeitsam wird es auf jeden Fall. Für Sie selber, aber auch in der Loge. Wir wollen
wissen was Sie denken, was sie erleben. Und keiner wird sie dafür tadeln, wenn Sie
ihre Meinung ändern, dass ist normal bei uns.
Und, was suchen sie jetzt?
Ich könnte Ihnen auch die Frage stellen: Ist Ihnen klar geworden, was Sie in unserer
Loge nicht finden werden und wonach wir Sie nicht fragen?
Sehr geehrte Gäste, liebe Brüder,
mein Vortrag ist beendet.