Gästeabend am Freitag, dem 23. April 2021 – „Was ist Philosophie“

Meine Vortrag trägt den Titel: „Was ist Philosophie?“

Zitat:
„ Durch das Staunen haben die Menschen jetzt wie auch zuerst –
zu philosophieren begonnen.! Aristoteles Metaphysik 928b
Philosophie – die liebe zur Weisheit!
Mit dem Begriff, und Philosophie ist eigentlich eine reine Begriffsbestimmung, der
Weisheit, befinden wir uns schon mitten in der Philosophie.
Philosophie ist fragen, denken, beantworten oder suchen. Oder anders ausgedrückt,
Neugierde.

Und wer ist ein Philosoph? Das sind doch diejenigen, die in ihrem Elfenbeinturm sitzen
und alles in Frage stellen! Und wenn es drauf ankommt, keine richtige Antwort geben und
sich auch noch kompliziert ausdrücken.
Ist das wirklich so? Karl Popper hat in einen Aufsatz „ Wie ich die Philosophie sehe“,
einen bemerkenswerten Satz geschrieben: Ich glaube, dass alle Menschen Philosophen
sind, wenn auch manche mehr als andere!
Machen wir eine kleine Reise zu den Ursprüngen der Philosophie:
Das griechische Wort Philosoph, bezeichnet den „Freund von Wissen und Weisheit“. Es ist
ursprünglich von ganz allgemeinem Charakter, ohne die besondere Bedeutung, die wir
heute darin hören.

Den Ausdruck Philosophie etwa im Sinne unseres Wortes „Wissenschaft“ hat angeblich
Pythagoras, unser aller Bekannter der Mathematik geprägt.
Die ersten frühgriechischen Denker des 7. bis 5. Jahrhundert v. Chr. ,die sogenannten
Vorsokratiker, suchten als erstes eine Ordnung oder Prinzip in der Natur zu erkennen. Der
griechische Ausdruck für ein solches Prinzip wird -arche genannt. Dieser Begriff bedeutet
zum einen Anfang oder Ursprung, d.h. das Erste im Raume und der Zeit nach. Nun fingen
die ersten Denker an, nicht alles in der Natur, auf die Handlung von Göttern
zurückzuführen, sondern suchten die Begründungen in materiellen Phänomenen.
Thales vermutete den Urstoff alles Lebens im Wasser, für Anaximenes war es die Luft.
Pythagoras lehrte seinen Schülern, die Natur und ihre Ordnung geht auf Zahlen,
Proportionen und Harmonie zurück.
Dagegen vertraten Leukipp und Demokrit, alles würde aus Atomen bestehen.
Wie man sieht, lagen alle Denker der vorsokratischen Zeit nicht ganz falsch.
Kommen wir zu Zeit, in der Platon lebte. Einer der ersten Biographen, seines Lehrers
Sokrates.

Von ihm wurde behauptet, er habe „als erster die Philosophie vom Himmel
heruntergerufen, sie in den Städten angesiedelt und in die Häuser hineingeführt habe,
indem er Ethik betrieb.
Das Leben und die Sichtweise von Sokrates hat Platon in seinen vielen Dialogen, wobei
man nicht genau weiß, welche Dialog seine eigenen sind, wiedergegeben.
Worum geht es Sokrates und warum hat er eigentlich die Philosophie in die Häuser
geführt? Sokrates interessierten allgemeine Fragen, die den Menschen betrafen.
Er fragte, um ein Beispiel zu nennen, seine Gesprächspartner, was ist Tapferkeit? Es
ging Sokrates nicht darum, zu wissen, wer Tapfer ist? Sondern um den reinen Begriff! Oft
ist er seinen Gesprächspartnern eine Antwort schuldig geblieben, trotzdem mussten sie
sich eingestehen, das ihr wissen auch nicht so umfangreich war, wie sie dachten.
Sokrates bekanntester Spruch war „Ich weiß, das ich nichts weiß“ !
Gilt das nicht immer noch? Wie oft glänzen wir mit Halbwissen und maßen uns an, überall
unseren Meinung kundzutun. Ohne richtig nachzudenken! Und damit wären wir unter
anderem bei einer Unterdisziplin der Philosophie: der Sprachphilosophie. Sprache, eine
ganz gefährliche Waffe. Einmal etwas unüberlegt geäußert, können wir die Worte nicht
mehr zurücknehmen.

Liebe Brüder, ich schweife ab. Bleiben wir noch etwas im alten Griechenland.
Der nächste bedeutende Philosoph ist Aristoteles. Er war der Erste, der versuchte die
Philosophie, in Methode und Genauigkeitsanspruch, zu ordnen. Beispiele wären
Naturphilosophie und Ethik.
Eines seiner wichtigsten Schriften ist die Nikomachische Ethik.
Dieses Werk hat auch heute noch große Aktualität.
Machen wir einen großen Sprung Richtung 30jährigen Krieg.
Dort verbrachte ein gewisser Rene Descartes sein Winterquartier in Ulm, vor einem
Kamin. Und was machte er dort? Denken und zweifeln. Und woran zweifelte er? An allem!
Und was war das Ergebnis?
Solange er an alles zweifelt, außer das er denkt, ist er!!
„Cogito ergo sum“ Ich denke, also bin ich! Somit trat das Subjekt in den Vordergrund der
Philosophie.

Warum erwähne ich Ihn? Rene Descartes fasste die ersten philosophischen Regel
zusammen:
1.Skepsis: nichts für wahr halten
2.Analyse: Probleme in Teilschritten zerlegen
3.Konstruktion: vom Einfachen zum Schwierigen
4.Rekursion: stets prüfen, ob alles vollständig ist.
Somit wurde die Philosophie langsam „wissenschaftlicher“.
Einen ganz großen möchte ich noch kurz erwähnen:
Immanuel Kant, dieser Königsberger, ist aus der Philosophie nicht mehr „wegzudenken“.
Warum? Er hat alles auf den Kopf gestellt! Eines seiner Fragen war:
„Was sind Bedingungen der Möglichkeit von Erkenntnis“?
Des Weiteren beschäftigten ihn Frage wie: Was kann ich Wissen, was soll ich tun oder
was ist der Mensch? Seine Altersschrift „ Zum ewigen Frieden“ , beeinflusste im
wesentlichen die Charta der Vereinten Nationen.
Ich möchte dieses nicht als Wertung sehen, das ich nur diese Philosophen erwähnt habe.
Es ist nur so, das sie wichtige Eckpunkte in der Philosophie gesetzt haben!
Philosophie ist in vielen Fällen nur aus der Vergangenheit zu verstehen. Auch die heutigen
Philosophen befassen sich mit den Klassikern im Bereich der Geschichtsphilosophie. Man
kann sich es so vorstellen, wie ein Gärtner, der einen älteren Baum, durch pfropfen
veredelt.

Man muss und wird das Rad nicht immer neu erfinden können!
Kommen wir zur Philosophie, wie sie an heutigen Hochschulen gelehrt wir.
In theoretischer und praktischer Philosophie.
Im theoretischen Bereich wird, unter anderen Logik, Metaphysik, Sprachphilosophie
gelehrt und im praktischen geht es um die Ethik.
Nur sollte man diese Bereiche nicht isoliert betrachten, sondern den alten Grundsatz der
Dialektiker befolgen, dass „alles mit allem zusammenhängt“.
Auch heute noch werden über Begriff wie, Freiheit, Toleranz, Willensfreiheit, Gerechtigkeit,
um nur einige zu nenne, nachgedacht und neue Thesen aufgestellt. Und wird es
irgendwann endgültige Antworten auf diese Fragen geben? Wohl nicht!
Nur was hat das alles mit der Freimaurerei zu tun?
Viel! Ist sie nicht aus dem Geist der Aufklärung entstanden. Denken wir nur an den
Philosophen und Freimaurer Fichte, einer der Großen aus dem Kreis des Deutschen
Idealismus. Für ihn war Philosophie, nichts anderes als eine Analyse des Begriffs der
Freiheit. Auch für uns Freimaurer ein wichtiger Begriff. Betrachten wir einmal unserer
Ritual. Ist dieses nicht voller philosophischer Fragen und Anregungen?
Unsere Leitbegriffe: Menschenliebe, Toleranz und Brüderlichkeit, philosophische Begriffe.
Nehmen wir die dritte Reise bei der Aufnahme:
Was sagt der Meister vom Stuhl den Suchenden in der Mitte des Tempels:
Erkenne dich selbst!
In diesem Satz steckt soviel Philosophie. Übrigens, der erste Beleg für den Gedanken
findet sich in einem Fragment des Philosophen Heraklit, dort heißt es: „ Allen Menschen
zuteil, sich selbst zu erkennen und verständig zu denken“.
Und was möchte ich mit diesen Text ausdrücken?
Freimaurerei ist, für mich ganz persönlich,eine Art Umsetzung dieser Begriffe.Nicht im
wissenschaftlichen, sondern mehr im menschlich-praktischen Zusammenleben. Winkel
und Zirkel sind für mich,unter anderen, wichtige Werkzeuge dafür!! Symbole mit einer
großen Strahlkraft.
Philosophie betreiben wir allen, vielleicht nicht so bewusst, wie die Profis. Aber ist das
Wichtig? Philosophie ist auch Hermeneutik, Auslegung,und dieses beinhaltet auch, jeder
für sich selbst!!
Ich habe mal gelesen:
Man versammle 100 Philosophen in einem Raum, und man bekommt 100 kontroverse
Antworten.
Sind unsere Logenabende nicht genauso? Wir diskutieren über ein Thema oder Begriff.
Und sind wir uns immer einig oder müssen wir das sogar? Ich würde es verneine.
Jetzt würde mich interessieren, wie Ihr das mit der Philosophie seht?
Ehrwürdiger Meister, geliebte Brüder alle, mein Vortrag ist fast beendet.
Nachklang:
Liebe Brüder, als ich mir diesen Titel für unseren Arbeitsplan überlegt habe, ist mir nicht im
Ansatz klar gewesen, was für ein großer Bereich dieses Thema beinhaltet.
Somit ist es nur ein „ankratzen“. Ob ich diesem Gerecht wurde?
Ich zweifle dran.