Gästeabend am Freitag, dem 24. Januar 2025 – „Yoi! Gedan Kamae!“

Geehrte Gäste, würdige und geliebte Brüder alle,
wer beim letzten Gästeabend anwesend war oder den Titel des Vortrages gegoogelt hat, weis schon grob,
was in den nächsten 20 Minuten kommt.
Es geht heute um asiatische Kampfkünste, deren hintergründige Philosophie, um praktische Beispiele und gewisse Gemeinsamkeiten mit der Freimaurerei.
Ich werde aufgrund der Komplexität einige Bereiche nur kurz anschneiden und
vieles auch gar nicht erzählen können, wünsche aber viel Spass und ggf. etwas Erkenntnis.

“Hajime!”

“Yoi! Gedan Kamae!” lautet der Titel meines Vortrages und ist auch ein Kommando, das so oder so ähnlich oft in Karate-Dojos zu hören ist.
Es beschreibt die Aufforderung an die Schüler, eine Ausgangsposition einzunehmen, aus der dann anschließend diverse Techniken geübt werden oder ein Trainingskampf gestartet werden soll.
Komplett ausgesprochen und teilweise aus dem Japanischen übersetzt würde die Aufforderung “Yoi!
Gedan Kamae!” in etwa folgendes bedeuten:

“Achtung, Bereit! Mit links vortreten in Schrittstellung Zenkutsu Dachi mit Oi-Gedan Barai und Kiai
mit anschließender Kampfstellung!” und würde dann etwa wie folgt aussehen:

Regie:
MvSt: “Yoi!”
Br.: Geht in Stellung Shizentai
5 Sekunden Pause
MvSt.: “Gedan Kamae!”
Br.: zeigt Gedan-Barai in ZK – *Kiai* – Kamae

Der Grund, warum ich zu so einem etwas ungewöhnlichen Thema für einen Vortrag greife, ist gar nicht so weit her.
Ich höre dieses Kommando pro Woche viele Male. Es liegt nahe, dass mir das also irgendwie wichtig sein
und etwas bedeuten muss. Also schrieb ich darüber.

Als ich vor etwa 3 Jahren mit dem Karatetraining anfing, erfolgte das zunächst aus einer rein sportlichen Motivation heraus. Ich bin jetzt etwas über 40 und wollte wieder etwas beweglicher werden.
Ich merkte jedoch an einem Punkt, dass Karate durchaus auch einen geistigen Hintergrund hat.
Klar, gelesen und gehört hat man im Vorfeld, dass neben dem Körper auch Dinge wie Selbstbewusstsein und Aufmerksamkeit trainiert werden.
Das wissen die meisten. Aber bei mir ging es etwas tiefer als nur Aufmerksamkeit und Selbstbewusstsein.
Es gab da dieses “Spirituelle”.

1) Vom Ablauf eines Trainings.

Im Grunde ist ein Karatetraining ein hoch ritualisierter Vorgang. Es findet regelmäßig statt und enthält ständig sich wiederholende Elemente. Das Training beginnt im Grunde schon zu Hause.
Man packt seine Sachen und fährt an einen anderen Ort. Das Training soll sich bewusst vom Alltag
isolieren und abgrenzen. Angekommen zieht sich der Karateka um.
Legt seine Kleidung aus dem Alltag ab und einen weißen Anzug an – den “Gi”.

Dieser leitet sich von der alten robusten Bauernkleidung in Japan ab und hat daher nicht nur eine praktische Funktion, da er äußerst stabil ist, sondern ist auch mit einer historischen und symbolischen Bedeutung aufgeladen.
Das deutet auf die Herkunft von Karate hin. Karate entwickelte sich auf Okinawa.

Den dortigen Bauern war es durch den japanischen Kaiser verboten Waffen zu führen und Kampftechniken zu erlernen. Dies war dem Adel und seinen Kriegern, den Samurai, vorbehalten.
Im Verborgenen entwickelte das Volk daher waffenlose Verteidigungstechniken.

Ist der Gi angelegt, wird dieser noch mit einem Gürtel, dem “Obi”, fixiert.
Dieser besitzt keine Schnalle, sondern wird mit traditionellen Knoten gebunden. Der Knoten wird fest angezogen und soll Druck auf das Hara, dem Körpermittelpunkt, kurz hinter dem Bauchnabel ausüben.
In der japanischen Tradition ist das Hara der Ort, von dem alle körperliche Energie, das “Ki”, die
all durchdringende Lebensenergie ausgeht.
Neben dem Knoten und dem genauen Sitz in Höhe des Hara ist aber noch die Farbe des Gürtel zu erwähnen.
Bei den Meistern ist er schwarz. Die Schüler tragen farbige Gürtel, die den jeweiligen Schülergrad repräsentieren, in dem sie bereits Erfahrung gesammelt haben.
Zum Aufsteigen in den nächsten Grad ist eine Prüfung nötig. Die Farben sind hier nicht willkürlich gewählt. Sie folgen einer Philosophie, sie werden mit steigender Erfahrung dunklerer in der Abfolge Weiß, Gelb, Orange, Grün, Blau, Braun, Schwarz. Sie erzählen die Geschichte oder den Lebenszyklus eines wachsenden Baumes.

1) Der weiße Gurt: “Schnee liegt in der Landschaft”
2) Der gelbe Gurt: “Der Schnee schmilzt, die gefrorene Erde leuchtet gelb”
3) Der orangene Gurt: “Die Sonne erwärmt die Erde und macht sie fruchtbar”
4) Der grüne Gurt: “Der Samen keimt, ein Pflänzchen kommt”
5) Der blaue Gurt: “Die Pflanze wächst zum Himmel”
6) Der braune Gurt: “Der Baum hat eine starke Rinde. Er ist jetzt ausgewachsen.”

Nachdem man also eingekleidet ist, geht es aus der Umkleide raus in die Halle. Beim Betreten des Dojo erfolgt eine Verbeugung in Richtung des Shomen ( ich gehe gleich näher auf das Wort ein) aus Ehrfurcht und Respekt
vor der Weisheit, die in der Halle liegt.
Die Schüler sammeln sich in einer Reihe mit Blick Richtung dem Sensei, dem Trainer, im Shomen und sortieren
sich innerhalb dieser Reihe gemäß ihrer Graduierung.
Ganz links die unerfahrensten Schüler und ganz rechts die Erfahrensten. Anhand des Gürtels und der Position bzw. der Anordnung im Raum ist also erkennbar, in welchem Grad sich ein Schüler befindet.
Es findet eine rituelle Begrüßung statt. Das habe ich beim Betreten dieses Raumes hier vorhin auch getan.

Das Angrüßen besteht aus einer erneuten Verbeugung mit anschließender
kurzer Meditation (Mokuso) im Knien.
Die Schüler grüßen danach den Sensei durch den Ausruf “Sensei ni Rei”, stehen anschließend auf und verbeugen
sich erneut. Es beginnt das eigentliche Training.
Die erste Übung – und alle weiteren – beginnt der Sensei schließlich mit dem Komando “Gedan Kamae!”
Ihr seht, bis man seine erste Karatetechnik macht, vergeht einiges an Zeit
und man hat sich mindestens 3x vor etwas oder jemanden verbeugt.
Auf die einzelnen technischen und sportlichen Elemente des Training würde ich hier
nicht näher eingehen wollen. Nur so viel sei gesagt. Das Kommando “Gedan Kamae!” sowie diverse Verbeugungen kommen so einige Male in den folgenden 60-90 Minuten Training vor.

Zum Schluss gibt es zum “Abgrüßen” erneut ein Ritual, bestehend aus einer kurzen Meditation, sehr ähnlich der
Begrüßung. Und wer es noch nicht erraten hat, beim Verlassen des Dojo wird sich wieder verbeugt. Wer dann noch nicht genug Ritual hat, stopft seinen Gi nach dem Ausziehen in der Umkleide nicht einfach in die Sporttasche,
sondern nutzt eine bestimmte Falttechnik, um ihn abzulegen und zu verstauen.

2) Vom Aufbau des Dojo

Das Dojo ist nicht einfach nur ein Trainingsraum. Dojo heißt wörtlich übersetzt “Ort des Weges”. Gemeint ist der Weg zur Erleuchtung oder der Weg der Erkenntnis und hat seine Ursprünge im Buddhismus, wo es sinngemäß
”Platz der Meditation und Selbstfindung” heißt.
Gemeint ist hier der Ort unter dem Bodhi-Baum, wo der Buddha die Erleuchtung erfahren hat.
Auch heute noch verbeugt sich jeder beim Betreten des Dojos in Ehrfurcht und Respekt vor diesem Platz der Weisheit und Erleuchtung in Richtung des “Shomen” oder “Kamiza”, welches sich traditionell im Osten befindet.
Hier, auf der Seite des Shomen, hat auch der leitende Meister, der Sensei, seinen
Platz. Im Kamiza bzw. Shomen kann ein sogenannter “Kamidana” stehen, ein kleiner Hausaltar.
Dieser unterstreicht die Wichtigkeit dieses Platzes und dient zu Ehren der Ahnen.
Auf ihm, hier im Osten, kann zum Beispiel ein Foto des Dojo-Gründers stehen – oder auch symbolische oder spirituelle
Gegenstände liegen.

Diese Ausrichtung des Dojo, insbesondere die Symbolik des Ostens, finden wir übrigens in sehr vielen spirituellen Strömen, Religionen oder Philosophien.
In alten Dojos waren früher keine bodennahen Fenster verbaut. Die Karateka trainierten unter Ausschluss der Öffentlichkeit. Dies sollte zum einen dazu dienen, dass die Schüler nicht von der Außenwelt abgelenkt werden.
Sie sollten ihren Fokus komplett auf Karate haben und bei sich sein.
Zum anderen diente das dem Schutz neugieriger Blicke. Gewöhnliche Leute und Schüler anderer Schulen sollten keinen Einblick in die Methoden eines Dojos bekommen. Das Training fand im Verborgenen statt.
Auch das kommt dem einen oder anderen möglicherweise bekannt vor.

3) Die Philosophie dahinter

Liebe Gäste, liebe Brüder, ein Punkt, der mir sehr wichtig ist: Mit diesem Vortrag versuche ich keinesfalls eine Konkurrenz oder eine Alternative zur Freimaurerei zu suchen oder zu beschreiben.
Auch nicht, wenn dem gut-informierten Gast oder dem aufmerksamen Bruder hier bis jetzt vielleicht
schon erste Parallelen zur Freimaurerei aufgefallen sein könnten.
Vielmehr bildet Karate an manchen Stellen für mich einen Schulterschluss oder Ergänzung zur Freimaurerei, denn es gibt gewisse Dinge, die Beide gemeinsam haben oder sehr ähnlich handhaben.
Einige habe ich in den ersten Beiden Abschnitten über das Training und das Dojo genannt.

Habt ihr sie bemerkt?

Aber warum ist das so?

Wir leben in einer Welt voller Dualitäten. Gut und Böse, hell und dunkel, warm und kalt, männlich und weiblich.
In der Freimaurerei wird man ebenfalls an verschiedenen Stellen an diese Dualität der Welt erinnert.
Nun ist die Freimaurerei aber überwiegend, ja fast ausschließlich, geprägt durch Geistesarbeit. Wir arbeiten mit abstrakten Symbolen. Wir diskutieren, bestreiten und besprechen diverse Ideen, Themen und Positionen.

Wir arbeiten an unserem Charakter.

Dem rauen Stein. Um ehrlich zu sein, fehlt mir manchmal – im Sinne des Dualismus – der körperliche Ausgleich zu dieser doch oft recht kognitiven Arbeit.

Wahrscheinlich habe ich in der Kampfkunst einen spirituell ausgerichteten Sport gefunden, um den für mich wichtigen Gegenpol zur Geistesarbeit abzudecken. Ein Ziel der Freimaurerei ist es, durch geistige Entwicklung den
Charakter zu stärken.
Karate hat das gleiche Ziel. Nur beginnt hier der Weg zur Entwicklung nicht im Kognitiven, sondern im Körperlichen.
Auf die Spitze getrieben haben das die Shaolin Mönche. Die Mönche des buddhistischen Shaolin Orden verfolgen grundsätzlich das gleiche Ziel wie alle buddhistischen Ströme und Ausrichtungen.

Sie streben zur Erleuchtung nach dem Vorbild des Buddha.

Nur haben sie hier einen sehr eigenen – ja fast sonderbaren – Weg entwickelt.
Sie studieren weit weniger buddhistische Philosophien in Form von Schriften.
Lesen weniger. Meditieren seltener, oder zumindest sehr viel anders.
Sie haben stattdessen in ihrem Klosteralltag mehrere Stunden Kampfkunsttraining etabliert. Kung-Fu, Tai Chi, Qigong und
so weiter. Mehrere Stunden – Täglich – Jeden Tag – ein Leben lang! Auf den ersten Blick sind das keine Geistlichen, sondern Kampfmaschinen.

Durchtrainiert bis in die letzte Muskelfaser könnten sie binnen Sekunden ohne Waffen Beton zerschlagen oder einen Menschen töten. Tun sie aber nicht. Im Gegenteil. Sie haben eine unglaublich pazifistische und
lebensbejahende Einstellung zu jeglicher Schöpfung.
Destruktive Gedanken sind ihnen Fremd. Sie nutzen diese Abhärtung durch das Training und die
Kampfkunst ausschließlich zur geistigen Entwicklung und Vervollkommnung ihrer Selbst.

Ich zeigte euch, was ich meine. Jeder, der sich fit genug fühlt, ist eingeladen jetzt mitzumachen.
Bitte übertreibt es nicht. Wer sich nicht fit fühlt, bleibt bitte sitzen und schaut zu.
Wer zwischendurch abbrechen möchte, bricht gerne jederzeit sofort ab. Ich möchte nicht, dass sich jemand verletzt. Stellt euch bitte so hin, dass ihr neben euch etwa eine Armlänge Platz habt.

Wir gehen gleich in den sogenannten Reiterstand. Im Karate wird er auf japanisch “Kiba Dachi” genannt. Auf chinesisch im Kung-Fu heißt er “Ma Bu”. Praktisch jede Kampfkunst kennt diesen Stand genau so oder zumindest so ähnlich.

Wir stellen die Füße parallel oder etwas leicht nach außen gerichtet. Etwa doppelte Schulterbreite.
Anschließend beugt man die Knie, als ob man ein Pferd reiten würde. Daher der Name Reiterstand.
Wir verharren nun in dieser Position. Die Shaolin integrieren diese Übung öfters in ihr Training.
Die stilleStandmeditation (im chinesischen “Zhan Zhuang”), wie sie auch heißt, ist ein
regelmäßiger Bestandteil des Trainingsplanes und des Klosteralltages.

Gut trainierte Shaolin schaffen das, was wir hier machen, gut und gerne 45 Minuten lang. Oder länger.
Dabei machen sie nichts. Sie reden nicht wie ich jetzt und hören nicht zu wie ihr jetzt.
Sie nutzen die Zeit für nichts anderes als einfach in dieser Position zu verharren, dabei an nichts zu denken, zu
entspannen, aber dafür in sich hinein zu spüren. Sie erreichen dadurch einen meditativen Zustand.

Das, was wir hier gerade machen wird für jeden, aber wirklich für jeden, irgendwann anstrengend.

Egal wie gut er trainiert ist. Für den Einen vielleicht schon nach 10 Sekunden, für den anderen erst nach 30 Minuten. Nochmal die Erinnerung aufzuhören, wenn er sich nicht gut fühlt. Jeder kommt irgendwann an den Punkt, wo er zum Beispiel denk: “Jetzt wird’s unangenehm.”, oder “Puh, ganz schön anstrengend!” oder
“Boah, das war keine gute Idee heute zu den Freimaurern nach Isselhorst zu gehen!”.

Aber es geht nicht um “angenehm und unangenehm”. Sinn der Übung ist es, seine Komfortzone zu verlassen.

Nach den ersten oben genannten Zweifeln folgt dann schließlich irgendwann:
“Ich kann nicht mehr.” Der Kopf sagt dann förmlich “Stop!” und will kapitulieren und den Körper in eine bequemere Position bringen.

Bis hierher hat der Kopf permanent gesagt: “Das ist nicht gut!”, “Ich kann nicht mehr!”, “Ich will nicht mehr!”,
“Das macht keinen Sinn, was ich tue!”.

Aber der Körper konnte trotzdem die ganze Zeit über noch weiter da stehen.
Der Kopf stand dem Körper bis jetzt im Weg.
Gut, dass wir durch mentale Kraft und Disziplin unseren Gedanken widersprochen haben.
Dadurch haben wir bis jetzt unseren Körper trainiert.
Die Muskeln werden wachsen. Weil wir weitergemacht haben.

Ich sag es aber nicht gerne, aber für den Geist, war das bisher kein gutes Training – bisher nur für den Körper!
Wir machen also weiter. Der Kopf ist jetzt schon ausgestiegen, erschöpft und wollte abbrechen.

Der Körper kommt i.d.R. erst ein Stück nach dem Kopf an seine Grenze. Bei den meisten Menschen kann der Körper viel mehr schaffen, als der rationale Teil im Kopf ihm zutraut. Irgendwann wird der Körper dann aber tatsächlich
müde. Er fängt vielleicht an zu zittern. Womöglich krampf er auch. Er hat seine Reserven verbraucht. Das ist der Punkt, wo so gut wie jeder Mensch aufhören würde.
Der Kopf ist ja schon besiegt und der Körper jetzt auch. Für Shaolin fängt jetzt das Training aber erst an. Ab jetzt, wenn Kopf und Körper bezwungen sind, übernimmt der Geist die Kontrolle…und siehe da…

Wir schaffen es nochmal ein bisschen länger. Egal ob wir in diesem Punkt nur noch wenige weitere Sekunden oder mehrere Minuten weiter verharren können. Das ist der Punkt, an dem das geistige Training beginnt und stattfindet.

Die Dualität des müden Körpers und des bezwungenen Kopfes ist aufgehoben.
Beide ringen nicht mehr miteinander. Beide sind zu einer Einheit verschmolzen.
Der Körper, physisch wie psichisch, macht als eine Einheit in seinem meditativen Zustand einfach weiter.
Solange, bis dann tatsächlich ein Bein einfach nachgibt und wegknickt, oder bis Schwindel eintritt, oder was
auch immer.

Der Schüler verlässt dann diesen geistigen Zustand. Kommt wieder in der dualen Welt an.
Zugegebenermaßen sind das äußerst extreme Trainingsmethoden. Wir in unserem Dojo gehen auch nicht so weit in die Extreme. Aber die Shaolin tun es. Jeden Tag. Mehrere Stunden bezwingen sie ihre mentalen und
körperlichen Grenzen im Streben nach Erkenntnis.
Gehen dabei ans Äußerste und erhoffen sich so ihre Erleuchtung.
Genauso wie ihre buddhistischen Brüder anderer Orden, die den Weg der Erleuchtung durch
das Studieren der traditionellen chinesischen Philosophie erlangen wollen.

Es gibt viele Wege zu einem Ziel.

4) Von Werten und Methoden

Die Suche nach Erkenntnis und Selbstvervollkommnung haben asiatische Kampfkünste mit unserem Bund überein.
Der Weg ist jedoch ein anderer. Auf diesem Weg zum Ziel lehren sie uns ähnliche Dinge und teilen gemeinsame
Werte.

Im Karate gibt es die Karate Nijū Kajō, die 20 Regeln des Karate. Sie weisen eine beachtliche Übereinstimmung mit den Inhalten der Freimaurerei auf. Fünf davon würde ich hier gerne als Beispiel nennen.

Alle Fünf finde ich – anders formuliert aber mit der gleichen Botschaft – in der Freimaurerei wieder.

Karateregel Nr. 4 sagt: “Erkenne zuerst dich selbst, dann den anderen.”
In der Freimaurerei ist ein zentraler Punkt die Selbstfindung. “Gnothi seauton – Erkenne Dich Selbst!” begleitet uns ebenfalls.

Karateregel Nr. 7 sagt: “Unglück geschieht immer durch Unachtsamkeit.”
Der Freimaurer ist aufgefordert, wachsam auf sich selbst zu sein.

Karateregel Nr. 8 sagt: “Denke nicht, dass Karate nur im Dōjō stattfindet.”.
Unser Ritual gibt uns den Auftrag: “Geht hinaus in die Welt und bewährt euch
als Freimaurer.”

Karateregel Nr. 9 sagt: “Karate üben heißt, es ein Leben lang zu tun.”
Der Freimaurerbund ist ebenfalls auf eine lebenslange Arbeit an sich selbst ausgerichtet.

Karateregel Nr. 10 sagt: “Verbinde dein alltägliches Leben mit Karate, dann wirst du geistige Reife erlangen.” Freimaurerei wird ähnlich dazu auch oft als Modell zur Lebensführung bezeichnet.
Maurerei findet auch da draußen statt. Wir kommen hier in der Loge zwar regelmäßig zusammen, aber nur
demjenigen, der die Zeichen recht zu lesen und zu deuten versteht, offenbart sich das Geheimnis der Königlichen Kunst.

5) Fazit

Wir haben neben diesen soeben dargestellten Regeln, eine ganze Reihe von anderen Dingen aus Kampfkünsten gehört, die eine ähnliche Wirkung wie die Freimaurerei entfalten könnten.
Da wäre z. B. die Wiederholung. Ein wesentlicher Teil der Freimaurerei sind unsere Rituale.
Immer wiederkehrende Handlungen und Texte, die sich einprägen und wirken. Sie
geben uns Kraft und Inspiration, um weiter an unserem rauen Stein zu
arbeiten. Ein Training funktioniert ähnlich.

Ständige Wiederholungen – teilweise von einfachsten Bewegungen – die aber dadurch reifen und an
Perfektion gewinnen sollen. Disziplin spielt dabei eine durchaus nicht zu vernachlässigende Rolle.

Wir haben gesehen, dass sowohl Freimaurerei als auch Kampfkünste durch ihre lange Dauer, idealerweise ein Leben lang, einen Weg zu Erkenntnis und Weisheit darstellen sollen.
Ähnlich wie die Karateschüler im Dojo sich am Gürtel erkennen, tut das auch der Freimaurer.
Er erkennt den Grad seines Bruders unter anderem an seiner Kleidung oder an der Position im Raum bei der Arbeit.

Ich höre jetzt auf weitere Ähnlichkeiten aufzulisten. Ihr habt einige gehört. Es gibt noch mehr, ich möchte euch aber nicht den Spass verderben, die restlichen selber zu suchen. Oder auch für euch selbst diese Ähnlichkeiten zu
widerlegen. Es muss ja nicht zwingend jede Gemeinsamkeit eine wichtige Parallele darstellen.
Manchmal sind es vielleicht auch nur Zufälligkeiten, die sich unabhängig voneinander an verschiedenen Orten auf der Welt entwickelt haben könnten. Ohne im Zusammenhang zu stehen.

Aber die Sonne geht für alle Menschen im Osten auf. Egal wo sie sind und was sie tun.
Ich jedenfalls freue mich auch in Zukunft weiterhin an mir zu arbeiten. In der Loge, im Alltag und im Dojo.
Und auch – oder sogar vor allem – dabei stets einen Freund und Bruder an der Seite zu haben.

Liebe Gäste und Brüder, die Botschaft, die ich hiermit gerne vermitteln möchte, ist nicht etwa “Macht mehr Kampfkunst“. Hobbies und Freizeit kann jeder selbst bestimmen.
Vielmehr möchte ich aber anregen, sich darüber klar zu werden, dass Arbeit an sich selbst überall möglich ist und gut in den Alltag integriert werden kann.

Sogar im Sport.

Freimaurerei beginnt schließlich auch nicht Freitags um 20Uhr!
Und endet erst recht nicht mit dem Verlassen unseres Logenhauses.
Yame!